59. Gemeindekatechese 6, Firmung 2

Dreißig Jahre lang war die Firmvorbereitung  ein zentrales Anliegen unserer seelsorglichen Bemühungen. Und es ist erfreulich, dass sie auch nach 2007 in der Hochdahler Gemeinde noch mit ähnlicher Intensität und Sorgfalt weitergeführt wird.

Dabei waren die ersten Jahre deutlich vom Schwung des neuen Anfangs geprägt. Und in der Erinnerung ist noch sehr lebendig, mit wie viel Ernst Jugendliche damals um den Glauben und ihre Entscheidung zur Firmung gerungen haben. In der späteren Zeit haben wir immer wieder die Organisation der Firmvorbereitung den veränderten Bedingungen angepasst. Einmal haben wir sogar das Firmalter noch ein halbes Jahr hinaufgesetzt. Das konnten wir aber nicht lange durchhalten, weil dadurch für die Schüler im Gymnasium der Abstand zur Vorbereitung auf das Abitur zu kurz wurde. Von den Entwicklungen in den späteren Jahren soll hier erzählt werden.

Welche Gestalt muss ein Glaubenskurs haben, wenn Jugendliche sich mit ihrem Glauben auseinandersetzen und im Verstehen der Botschaft Fortschritte machen sollen? Bekanntlich ist „Frontalunterricht“ eine der schlechtesten Methoden zur Vermittlung von Erkenntnissen. Und wenn man die Menschen dort abholen soll, wo sie stehen, dann müssen die religiösen Vorstellungen der Jugendlichen zur Sprache kommen können. Das, was sie mitbringen, mag noch so rudimentär oder fragwürdig sein, es muss unbedingt der Ausgangspunkt des weiteren Prozesses sein. Gängige Praxis scheint aber zu sein, dass man den Jugendlichen erst einmal einen Vortrag hält, über den sie dann anschließend in kleiner Gruppe sprechen können. Die Situation der Jugendlichen kommt dabei fast überhaupt nicht zur Sprache. Das geschieht erst, wenn Jugendliche selbst erzählen können, was sie beschäftigt, was sie meinen und glauben, was sie und wie sie eigentlich leben. Und so etwas kann nur im Gespräch in der kleinen Gruppe geschehen. Deshalb hatte unsere Mappe mit Anregungen und Hilfen für die Gruppentreffen den Titel „Glaubensgespräche mit jungen Menschen – Firmbausteine für 17jährige“.

In der Mappe gab es ein einfaches Beispiel, wie ein solches Gespräch in Gang gebracht werden kann. Wir nannten es „Das Kuchenspiel“. In der Anleitung hieß es: „Das Kuchenspiel soll klären helfen, welche Schwerpunkte der Einzelne in seinem Leben setzt. Dies schafft die Basis, über weitergehende Sinnfragen konkret angebunden denken und sprechen zu können.“ Jedes Gruppenmitglied malte einen großen Kreis auf ein Blatt Papier, welcher seinen persönlichen „Zeitkuchen“ (oder auch „Energiekuchen“) symbolisieren sollte. „Jeder lässt nun die vergangene Woche oder den letzten Tag vor seinem Auge vorbeiziehen und sucht zu klären, wie viel Zeit (oder Energie) er für wen und für was eingesetzt hat. In entsprechend große Stücke wird der Kreis eingeteilt.“ So konnte die Lebenssituation der Beteiligten deutlich werden. Anschließend war es möglich, miteinander darüber zu sprechen, was das Bild über die augenblickliche Sinngebung des Lebens erkennen lässt, wie weit man damit einverstanden ist oder welche Mängel, Wünsche oder Erfahrungen dahinter stehen.

Die Vorstellungen der Jugendlichen als Ausgangspunkt zu wählen, ist auch bei eigentlichen Glaubensfragen möglich. Wenn es um die Hinführung zur Botschaft und zum Wirken Jesu ging, haben wir die Jugendlichen manchmal erzählen lassen, welche Geschichte aus dem Evangelium ihnen am liebsten war. Die Auswahl sagte oft schon sehr viel über den Zugang zum Evangelium. Das konnte im Gespräch herausgearbeitet werden. Immer wurde die Geschichte dann auch gelesen, um festzustellen, welche Veränderungen der Betreffende beim Erzählen vorgenommen hatte.

Um zu verstehen, warum der Bischof bei der Spendung der Firmung die Hände auflegt, wählten wir als Einleitung ins Gespräch häufig eine „Schreibmeditation“ über das Thema „Hände“. (Schreibmeditation: Plakatkarton; fünf oder sechs Teilnehmer; ein Stift; schweigend schreiben, was zum Thema einfällt; anschließend Gespräch). Wenn wir mit Firmgruppen im Wochenende waren, haben wir uns manchmal auch gegenseitig die Hände aufgelegt, um den Sinn des Vorgangs zu „erspüren“.

Wenn die Gegebenheiten und Möglichkeiten des eigenen Lebens Gegenstand des Gesprächs sein sollen, muss in der Gruppe eine Atmosphäre von Offenheit und Vertrauen herrschen. Die ist nur zu erreichen, wenn die Teilnehmer sich regelmäßig und häufig genug treffen. Deshalb war es für uns klar, dass die Gruppentreffen jede Woche stattfinden mussten. Heute hält man diese Praxis oft für nicht mehr zeitgemäß. Man sagt, dass die jungen Leute durch Schule oder beginnende Berufsausbildung dafür nicht mehr die Zeit aufbringen könnten. Noch häufiger ist der Hinweis, solche Regelmäßigkeit entspreche nicht mehr dem modernen Lebensrhythmus der Jugendlichen. Sie verabreden sich kurzfristig, kommunizieren über soziale Netzwerke und haben viele „Freunde“ im Netz. Wenn das so ist, muss man allerdings die Frage stellen, wo sie noch stabile Beziehungen, Verlässlichkeit und einen tragfähigen Lebensrhythmus lernen können. Und wo können sie die Erfahrung machen, dass „Gemeinschaft“ einen hohen und unverzichtbaren Wert hat, den man nicht durch Veranstaltungen, Angebote und Events erreicht, sondern nur dadurch, dass man miteinander lebt? Und nur, wenn man sich dabei über seinen Glaubens und sein Leben austauscht, kann man ein wenig „Glaubensgemeinschaft“ trainieren. Wenn sich die Kirche, die Gemeinde stattdessen als „Servicestation“ verkauft, darf sie sich nicht wundern, wenn die Jugendlichen später als Eltern von Kommunionkindern nur so viel Interesse zeigen, wie nötig ist, um die Ausrichtung einer schönen Feier zu erreichen. „Service“ bedeutet halt auch „Geschäft“.

Die entscheidenden Elemente unserer Firmvorbereitung haben wir die ganzen Jahre durchgehalten. Die jungen Leute trafen sich während des Glaubenskurses einmal in der Woche abends für etwa zwei Stunden. Acht bis zehn Mitglieder pro Gruppe hielten wir für optimal, damit ein lebendiger Austausch zustande kommen konnte. Jede Gruppe sollte drei Begleiter haben, einen Mann, eine Frau und einen (gefirmten) Jugendlichen. In der Praxis waren diese Vorgaben nicht immer zu erreichen. Dann mussten wir eben Kompromisse eingehen.

Entscheidend für das Gelingen des Firmkurses ist die Arbeit der Begleiter. Seit Beginn der  Firmvorbereitung im Jahre 1977 galt bei uns die Regel, dass jede Gruppe drei Begleiter haben sollte. Wenn die Jugendlichen auch im Glaubenskurs der Vielfalt des Lebens und der Unterschiedlichkeit heutiger Lebensvollzüge begegnen sollen, dann muss es in der Gruppe der Begleiter Männer und Frauen, Jugendliche und Erwachsene geben und auch unterschiedliche Berufsgruppen sollten vertreten sein. Drei Begleiter erleichtern es auch den Jugendlichen in der Gruppe, für sich eine Bezugsperson zu finden. – Die Vorbereitung für die Firmgruppe wird dadurch allerdings aufwendiger. Die drei müssen sich über die Thematik des bevorstehenden Gruppentreffens klar werden, Ideen sammeln, den Ablauf strukturieren und ihre jeweilige Rolle in der Leitung des Abends besprechen. Bei dieser Absprache dürfen die unterschiedlichen Meinungen nicht „glattgebügelt werden“. Und auch die gemeinsame Leitung darf nicht aufgegeben werden, weil vielleicht einer den Eindruck erweckt, dafür besonders befähigt zu sein. Das gemeinsame „Suchen und Fragen“ hielten wir für den Weg zur Erkenntnis der Wahrheit.

Wie bei jeder anderen Gruppe, hatten die Begleiter natürlich auch eine „Leitungsfunktion“: Planung des Firmkurses und der einzelnen Abende für ihre Gruppe, Absprache mit den Teilnehmern über die „Spielregeln“ (z.B. Regelmäßigkeit, Pünktlichkeit, Form von Entschuldigungen), Absprache über zusätzliche Gruppenaktivitäten usw. – Inhaltlich sollten sie die Gruppe „begleiten“. Das war für viele eine auf Anhieb unverständliche Beschreibung. Wie bei der Vorbereitung auf die Erstkommunion hatten manche Bedenken, eine Gruppe zu übernehmen. Sie seien doch keine Theologen und hätten nicht das nötige Wissen. Im Laufe der Zeit wuchs in der Gemeinde aber die Einsicht, dass es nicht um die Vermittlung von Wissen, sondern um das Zeugnis des eigenen Glaubens ging. Wenn die Jugendlichen am Anfang des Gesprächs von ihren eigenen Erfahrungen und Vorstellungen erzählen, dann ist es ja grundsätzlich nicht möglich, mit einem Vortrag oder mit den unveränderlichen Sätzen des Glaubens fortzufahren. Die Begleiter müssen zu verstehen versuchen, warum jemand eine bestimmte Einstellung hat. Dazu müssen sie viel fragen, überlegen und wieder fragen. Und dann müssen sie ihre eigenen Erfahrungen und Vorstellungen ins Gespräch bringen, nicht als die Lösung aller Schwierigkeiten, sondern als eine andere mögliche Sicht. Dabei kann es sein, dass das höhere Alter oder die längere Glaubens- und Lebenserfahrung Argumente bereitstellen, die die Jüngeren auf ihrer Suche voranbringen. Allerdings wird auch der Begleiter immer wieder durch die Ansichten der anderen Mitglieder der Gruppe in seinem Verständnis wachsen. – Entscheidend war es, dass die Begleiter im Gespräch mit den Jugendlichen glaubwürdig waren. Sie mussten fähig und bereit sein, über ihre Erfahrungen mit dem Glauben und dem Leben, mit Gott und der Kirche und sich selbst zu sprechen. Und dabei sollten sie die tragenden Einsichten formulieren, die Gründe für Glaube und Zuversicht, aber auch die Zweifel und Unsicherheiten. Wenn es vorkam, dass sich Leute zur Begleitung meldeten, die ihren festen, unanfechtbaren Glauben an die unwissenden Jugendlichen weitergeben wollten, dann hatten wir verständlicherweise große Probleme. Wir hatten die Vorstellung, dass alle Beteiligten in den Gruppen im Gespräch und im Suchen miteinander dem Glauben und der Erkenntnis Gottes näher kommen und ihren eigenen Glaubensweg finden könnten.

Der Zeitaufwand für die Begleiter in der Firmvorbereitung war beträchtlich. Das haben wir nie bestritten, aber auch immer begründet. Wir waren der Meinung, dass die Hinführung zur Firmung und die Weitergabe des Glaubens an die nächste Generation einen hohen Aufwand erfordert und rechtfertigt. Glaubensweitergabe zum Nulltarif kann es nicht geben. – Außer der wöchentlichen Gruppenstunde und dem zusätzlichen Termin für die Vorbereitung gab es immer noch die Begleitertreffen für die ganze Gruppe der Begleiter. Vor Beginn der Gruppenphase luden wir zu einem Abend, einem Samstag und einem Wochenende ein. Während der Gruppenphase war jeden Monat ein Treffen, einmal an einem Abend, im nächsten Monat an einem Samstag. Bei den Treffen arbeiteten wir zu den gleichen Themen, die die Begleiter mit den Gruppen besprechen sollten. Es gab natürlich keine fertigen Stundenentwürfe, sondern Überlegungen und Gespräche zu den eigenen Fragen und Antworten bei dem zu besprechenden Thema. Ziel war der eigene Erkenntnisfortschritt bei den Begleitern. Normalerweise ergaben sich dabei aber auch Wege und Perspektiven für die Arbeit mit den Jugendlichen. – Auch die Methode des Gesprächs haben wir mit den Begleitern eingeübt. Wenn es in der Gruppe um Erzählen geht, ist eine Abgrenzung zu den sonst normalen Gesprächsformen unbedingt nötig. Dafür gab es in den späteren Jahren klare Regeln in Form einer „Anweisung für Kleingruppen-Gespräche“.

Anweisung für Kleingruppen-Gespräche (wenn es in der Arbeitsanweisung  z.B. heißt: „erzählen Sie den andern …, stellen Sie den andern vor …, tauschen Sie sich darüber aus, was Ihnen klar geworden ist … ).

  • Die Form des Gesprächs ist „Erzählen“ – das Ziel ist, sich dem andern erkennbar zu machen bzw. den andern zu erkennen.
  • Die Atmosphäre sollte von Vertrauen, Rücksicht und Diskretion geprägt sein. Alle Formen von Zugreifen, Wissen-wollen, Besser-wissen sind nicht gestattet. Deshalb kann es eigentlich bei solchen Gesprächen keine Diskussionen geben, bei denen Standpunkte gegeneinander gestellt werden.
  • Da es um persönliche Dinge geht, darf und sollte ich jeweils selbst entscheiden, was ich von mir preisgebe und was ich für mich behalte. Es kann also sein, dass ich in einer Einzelbeschäftigung viel mehr über mich erkannt habe, aber davon nur einen Teil weitergebe – unter Umständen auch noch in verallgemeinerter Form.
  • Rückfragen der übrigen Teilnehmer sind gut, wenn sie aus echtem Interesse und Zuwendung gestellt werden. Jeder Versuch, mit – u.U. heimlicher – Gewalt in andere zu dringen, ist unzulässig.
  • Es muss für alle Beteiligten selbstverständlich sein, dass persönliche Dinge nicht an Außenstehende weitererzählt werden.

 

Die Organisation der Firmvorbereitung haben wir im Lauf der Jahre immer wieder den veränderten Bedingungen angepasst. Als Beispiel sei hier der Ablauf beschrieben, wie wir ihn über längere Zeit praktiziert haben. – Im Mai schickten wir den Jugendlichen der Gemeinde, die im betreffenden Jahr 17 Jahre alt wurden, eine schriftliche Einladung. Der Brief ging an alle, die zwischen dem 1.1. und dem31.12. geboren waren. Zeitweise haben wir auch schon einmal einen ganzen Schuljahrgang eingeladen, also von Sommer zu Sommer. Aber den Geburtsjahrgang hielten wir für besser, weil dadurch in einer Jahrgangsstufe in der Schule die älteren Schüler in einem Jahr und die jüngeren im nächsten gefirmt wurden. Das hatte den Effekt, dass innerhalb der Jahrgangsstufe die älteren Schüler den jüngeren von ihren Erfahrungen erzählen konnten. Das wirkte normalerweise als Reklame für den Firmkurs. – Der Brief enthielt eine kurze Einführung in Inhalt und Ablauf des Kurses und natürlich auch einen Hinweis, dass es zunächst um eine Klärung der eigenen Glaubenssituation gehen und die Entscheidung zur Firmung erst am Ende getroffen werden sollte. Den Brief haben wir zunächst mit der Post verschickt. Irgendwann wurde uns dann bewusst, dass viele Jugendliche keine Vorstellung mehr hatten, was Firmung bedeutet. Einige Gemeindemitglieder haben sich daraufhin bereit erklärt, den Brief persönlich zu überbringen, um im Gespräch mit dem Empfänger über den Firmkurs und die Firmung zu informieren. Da wir jedes Jahr über

hundert Jugendliche eingeladen haben, konnten wir nicht alle besuchen. Ein unterschiedlich großer Rest von Briefen musste dann doch mit der Post zugestellt werden. – Ebenfalls im Mai begannen wir mit der Werbung der Begleiter. Zunächst gab es einen Informationsabend. Dazu wurden alle eingeladen, die sich ein Bild von der Arbeit der Begleiter machen wollten. Und ehemalige Firmbegleiter berichteten von ihren Erfahrungen. Manche entschlossen sich schon sofort an diesem Abend, beim nächsten Firmkurs mitzumachen. Aber das waren immer nur wenige. Für die Werbung der übrigen liefen dann die verschiedenen Telefone heiß. Wenn sich 60 Jugendliche anmeldeten, dann mussten wir sechs Gruppen anbieten. Das bedeutete, dass wir 18 Begleiter brauchten. Es gab mehrere Gruppen von Gemeindemitgliedern, die wir für die Begleitung zu gewinnen suchten. In Frage kamen Damen und Herren, die schon bei der Erstkommunion und bei der Buße als Begleiter der Kinder Erfahrungen mit der Glaubensverkündigung gemacht hatten. Weiter rechneten wir damit, dass bei vielen Eltern der Jugendlichen ein gesteigertes Interesse am Firmkurs vorhanden sei, wobei wir im Normalfall davon ausgingen, dass Vater/Mutter und Sohn/Tochter nicht in derselben Gruppe landen würden. Weiter fragten wir bei Leuten an, die uns in irgendeinem Zusammenhang als aufgeschlossen und einsatzwillig begegnet waren. Auch Gemeindemitglieder, die schon in einer anderen Gruppe oder Aktivität eingebunden waren, sahen wir als potentielle Firmbegleiter an. Wenn sie dann darauf hinwiesen, sie seien doch schon im Dienst der Gemeinde tätig, dann stellten wir zur Debatte, ob sie nicht für das halbe Jahr diese Mitarbeit zugunsten der Firmvorbereitung aussetzen könnten. Die Firmvorbereitung hatte auch in der Perspektive der Gemeinde einen hohen Stellenwert. Allen war aber auch klar, dass die Aufgabe der Begleiter sehr viel Zeit und Mühe verlangte. Viele, die wir fragten, konnten diesen Aufwand nicht leisten. Deshalb war die Werbung der Begleiter oft mühsam und immer wieder auch frustrierend. Trotzdem wollten wir uns keine „billigere Form“ gestatten, weil wir diesen Arbeitsbereich für wesentlich hielten.

Ehe die Gruppenphase begann, gab es für die Begleiter eine intensive Einführung in ihre Tätigkeit. Wir luden sie zu drei Treffen ein – einem Abend, einem Samstag (von 10 bis 17 Uhr) und einem Wochenende. Da sie sich am Ende der Vorbereitung zu Dreier-Teams zusammenfinden mussten, war es wichtig, dass sie sich bis dahin gut kennenlernten. Dann ging es um Themen wie: „Warum wollen Sie Firmbegleitung machen?“, „Welche Ängste und Hoffnungen haben Sie?“, „Was für ein Bild von Jugendlichen haben Sie?“, „Was möchten Sie erreichen?“, „Wie gehen Sie mit Enttäuschungen um?“, „Wie war Ihre eigene religiöse Entwicklung?“ – Wir wollten dabei den zukünftigen Begleitern ein Stück weit helfen, sich über sich selbst und ihre Vorstellungen von den Jugendlichen und der bevorstehenden Aufgabe klar zu werden. Denn jeder hat in einer solchen Situation eine Menge innerer Bilder, Erfahrungen und Vor-Urteile; werden die nicht ins Gespräch gehoben, gehen sie unbewusst und damit unkontrolliert in das Verhalten und die Beziehungen ein. – Die Methode bei dieser Arbeit war weder Referat noch Diskussion, sondern Gespräch. Das vollzog sich meist in drei Schritten. Es gab zunächst einen Einstieg in Form eines Textes, eines Bildes, einer Erfahrung. Meist folgte darauf eine „Einzelarbeit“, eine kurze Zeit zum persönlichen Durchdenken oder Nachempfinden. Das mündete praktisch immer in einen Austausch im Gespräch zu zweit, zu dritt oder im Plenum. Immer gab es für den Weg der Erarbeitung eine klare Anweisung, die die „Begleiter der Begleiter“ vorher durchdacht und entworfen hatten. – Die „Begleiter der Begleiter“ waren zwei oder drei Personen – ein Geistlicher und ein oder zwei Leute, die schon Erfahrungen in Firmgruppen gesammelt hatten. Sie waren für den gesamten Ablauf des Firmkurses und für die Arbeit mit den Begleitern verantwortlich. Auch diese Aufgabe war sehr zeitaufwendig. Die Vorbereitung für einen Abend oder einen Samstag mit den Begleitern verlangte mindestens zwei Treffen, die zwei Stunden oder länger dauern konnten. Sie war aber auch reizvoll, da es möglich war, immer wieder neue Ideen und eine neue Gestaltung der Begleitertreffen zu entwickeln. Dabei mussten wir nicht jedes Mal „das Rad neu erfinden“, weil wir uns an unserer bewährten Firmmappe entlang hangeln konnten. Aber eine neue Deutung oder Erarbeitung eines Themas machte die Arbeit und die Treffen immer wieder spannend. – Das Arbeitsmaterial, das wir die ganze Zeit hindurch benutzt haben, war eine Mappe, die in Hochdahl selbst Mitte der 80-er Jahre entstanden ist. Sie hatte den programmatischen Titel: „Glaubensgespräche mit jungen Menschen – Firmbausteine für 17jährige“. Eine Gruppe von ehemaligen Firmbegleitern und Theologen – Hermine Jagusch, Helga Lancelle-Tullius, Hildegard Smoch, Gerd Verhoeven und Joachim Weis – hatten darin die Ergebnisse der bisherigen Arbeit mit den Jugendlichen gesammelt. Ernst Werner und Leopold Haerst haben die Mappe zum Druck vorbereitet und der Deutsche Katechetenverein in München hat sie verlegt und jahrelang im Verlagsprogramm gehabt. Die Anregungen dieser „Glaubensgespräche“ sind von vielen Gemeinden aufgegriffen worden. 1993 betrug die gedruckte Gesamtauflage 9600 Exemplare. Später nahm der Katechetenverein eine neue Firmmappe in sein Programm auf mit dem Titel „Mich firmen lassen“ (etwa im Jahr 2000 – 6.Auflage 2005), die wir neben unserer Mappe in den letzten Jahren ebenfalls benutzt haben.

Die „Teamfindung“ war ein sehr entscheidender Vorgang am Ende der Vorbereitungsphase der neuen Firmbegleiter. Bei den drei erwähnten Treffen versammelten sie sich als Gruppe von zum Beispiel 18 Personen plus zwei oder drei „Begleiter der Begleiter“. Für die Arbeit mit den Jugendlichen brauchten wir dann aber sechs Teams von je drei Leuten – einem Mann, einer Frau und einem Jugendlichen. Diese Aufteilung war ein ebenso wichtiger wie schwieriger Vorgang. Die drei Mitglieder eines Teams mussten ja so gut zueinander passen, dass sie ein halbes Jahr lang eine Gruppe von Jugendlichen mit Freude und innerem Schwung begleiten konnten. Und das musste nicht nur für ein, sondern für alle sechs Teams gelten. Diese Aufteilung der ganzen Gruppe in die einzelnen Teams ist unterschiedlich durchgeführt worden. Einmal konnte zum Beispiel jeder Begleiter seine Wünsche schriftlich formulieren und einer der Verantwortlichen versuchte daraus die Zusammenstellung der Teams abzuleiten. Ein andermal versuchte man im Gruppengespräch die passenden Leute herauszufinden und zusammenzuführen. – Ich erlebte bei der Teamfindung mein erstes Debakel und habe das später immer mit dem Titel „Ommerborn“ zitiert. Ich hatte kurz vorher von Gerd Verhoeven die Durchführung der Firmvorbereitung übernommen, die er seit 1977 zehn Jahre lang geleitet hatte. Und ich fühlte mich an manchen Stellen noch recht unsicher. Und dann fuhren wir zum Wochenende als letztem Treffen vor Beginn der Gruppenarbeit nach Ommerborn, einem ehemaligen Kloster, das von der Kölner Diözese für Schulungen angeboten wurde. Wie das Wochenende insgesamt abgelaufen ist, weiß ich nicht mehr. Für Sonntag vor dem Mittagessen war die Teamfindung vorgesehen. Insgesamt war die Zahl der Begleiter relativ groß. Als wir begannen, stellte sich heraus, dass die Mehrzahl der Beteiligten ihre Teams schon gefunden hatten – mit privaten Absprachen während der letzten beiden Tage. Übrig blieben sieben Personen – Erwachsene und Jugendliche. Und zwei Teams wurden noch gebraucht. Die sieben Übriggebliebenen so aufzuteilen, dass sie zueinander passten, erwies sich natürlich als unmöglich. Nur mit Ach und Krach gab es noch die beiden benötigten Teams, die dann auch in der Arbeit mit den Firmgruppen keinen rechten Erfolg hatten. Ommerborn und die misslungene Teamfindung! – Diese Erfahrung hatte dann allerdings eine gute Folge. Wir suchten und fanden ein neues Spiel für die Teamfindung.  An dem Spiel waren alle beteiligt und trugen gemeinsam die Verantwortung dafür, dass es gelang. Alle versammelten sich in einem entsprechend großen Raum. Auf dem Boden verteilt lagen Zeitungen, so viele, wie Teams gebildet werden mussten. Der Leiter des Spiels gab die Anweisungen. Zum Beispiel: Zuerst verteilen sich die Frauen auf die Zeitungen (Plätze), dann stellen sich die Männer dazu, dann die Jugendlichen. Dann kam die Frage: Können Sie sich vorstellen, in dieser Zusammensetzung ein halbes Jahr lang eine Firmgruppe zu begleiten? Dann musste jeder der drei für sich entscheiden: ja oder nein, und musste das den beiden anderen sagen – ohne Begründung und ohne Debatte. Antwortete einer der drei mit „nein“, dann zeigte die Gruppe die rote Karte. Sagten alle drei „ja“, dann wurde die grüne Karte hochgehoben. Zeigten alle Teams die grüne Karte, dann war das Spiel abgeschlossen und die Teams gebildet. Zur Sicherheit wurde nach einer kurzen Pause immer noch einmal ein Probedurchlauf gemacht, um eine allzu zufällige Entscheidung zu vermeiden. – Diese Form der Teamfindung war nicht einfach, weil keiner ausscheren konnte, bevor nicht alle Teams sich gebildet hatten. Einmal haben wir einen ganzen Abend lang einen Versuch nach dem anderen gemacht und gegen 23,30 Uhr die Sache ohne Ergebnis abgebrochen. Öfter kam es vor, dass jemand die Spielregeln in Frage stellte, wenn das Spiel nicht schnell genug zu einem Ergebnis führte. Wir haben aber auch viele schöne oder auch lustige Durchgänge erlebt. – Das Zauberwort bei dieser Form der Teamfindung hieß dosierter Verzicht. Zunächst stellten sich die Teilnehmer natürlich so zusammen, wie sie sich ihre Partner schon vorher ausgeguckt hatten. Und es soll Fälle gegeben haben, wo Leute ihre Traumkombination bis zum Schluss durchgehalten haben; die haben dann eben die anderen verzichten lassen. Im Normalfall hat das aber nicht funktioniert. Wenn mehrere Teilnehmer an ihrem Wunschteam festhielten, wurde dadurch die Wahlmöglichkeit der anderen so stark eingeschränkt, dass es immer wieder eine oder mehrere rote Karten gab. Dosierter Verzicht bedeutete dann, die Idealvorstellung aufzugeben und nach anderen möglichen Partnern Ausschau zu halten. Ein solches Verhalten fällt natürlich schwer, wenn jemand sehr unsicher ist oder vor der herankommenden Aufgabe viel Angst hat. Hinderlich oder belastend war es auch, wenn einige der Beteiligten sich vorher nicht genügend kennen gelernt hatten. – Gelang die Teamfindung und waren das Wochenende und die anderen Treffen gut abgelaufen, dann stellte sich oft am Ende der Vorbereitung eine fast euphorische Stimmung ein. Immer wieder haben wir darüber gestaunt, dass Menschen, die sich vorher kaum oder gar nicht kannten, innerhalb so kurzer Zeit zu einer vertrauensvollen Gemeinschaft zusammenwuchsen.  

Die Firmgruppen begannen Mitte September mit einem Samstagnachmittag für alle, die sich (bis Mitte Juni) angemeldet hatten. Bei spielerischen oder besinnlichen Angeboten (Malen, Kochen, Singen, Türme bauen, Tonarbeiten, Kerzen verzieren usw.) hatten die Jugendlichen die Möglichkeit, einander kennen zu lernen. Und zu diesem Zweck gab es auch immer zwei Durchgänge mit wechselnder Besetzung. Anschließend bot die Kochgruppe ein Abendessen an mit den Speisen, die sie vorbereitet hatte. Bevor die Jugendmesse den Nachmittag beschloss, fanden sich die Jugendlichen zu den einzelnen Firmgruppen zusammen. Dazu hingen an der Rückwand der Kirche so viele Plakate, wie Gruppen gebildet werden mussten. Die Jugendlichen sollten selber entscheiden, in welche Gruppe sie gehen wollten und sollten sich deshalb selbst auf den Plakaten eintragen. Und damit nicht einer seine ganzen Freunde untereinander eintrug, wurde jeder Einzelne aufgerufen und schrieb seinen Namen selber auf das Plakat. Dass aber trotzdem Freunde zueinander kamen, war erwünscht. Andere Auswahlkriterien waren: der angebotene Tag für den Gruppenabend und die Namen der Begleiter, die von vorneherein auf den Plakaten standen. Dass alle mit ihren Wünschen nach Tag, Freunden und Begleitern zum Ziel kamen, war nicht immer möglich. Dann suchten wir gemeinsam nach einem tragbaren Kompromiss.

Die Jugendlichen dazu zu bewegen, an den Jugendmessen teilzunehmen, die einmal im Monat angesetzt waren, war in den späten Jahren immer etwas mühsam. Das Zusammensein in der Gruppe und die Gespräche waren den Teilnehmern offensichtlich wichtig. Die Zustimmung zum Gottesdienst schien aber immer wieder schwer zu sein. Selbst wenn wir dazu einluden, dass jede Gruppe einmal eine Jugendmesse vorbereiten sollte, dann geschah das zwar, aber es war eher die Erfüllung einer gestellten Aufgabe als ein Weg zu mehr Freude am Gottesdienst. Dabei konnte es sogar vorkommen, dass eine Gruppe die Vorbereitung übernahm, aber nur zwei oder drei – stellvertretend – in der Messe anwesend waren. Auch wenn die Begleiter mit gutem Beispiel vorangingen, war die Wirkung normalerweise recht begrenzt. Trotzdem sind wir nie auf die Idee gekommen, an dieser Stelle Druck oder Kontrolle auszuüben. Es gibt ja letztlich keinen Vorgang, der so viel Freiheit verlangt wie der Glaube.

Für die Jugendlichen war die Wahl des Firmpaten oft ein Problem. Wir hatten zwei Empfehlungen: Sucht euch einen Paten, mit dem ihr im Gespräch seid und der euch ein paar Jahre voraus ist. Im Gespräch – zudem noch über den Glauben – waren sie natürlich vor allem in der Gruppe. Deshalb wählten viele einen der Begleiter; dann war es möglich, beide Ratschläge zu befolgen. Im Gespräch waren sie aber auch mit den jugendlichen Mitgliedern der Gruppe. Und deshalb kam es immer wieder vor, dass jemand ein anderes Gruppenmitglied als Paten haben wollte. Das war zwar nicht der Idealfall, aber oft die beste Lösung. Nur mussten wir bei der Firmung dann darauf achten, dass der „Pate“ vor dem „Patenkind“ gefirmt wurde, denn ein Pate sollte doch zumindest selbst gefirmt sein. In späteren Jahren kam es häufiger vor, dass Verwandte wieder als Paten gewählt wurden. Da setzte sich wohl das traditionelle Bild wieder durch – ohne viel Auseinandersetzung.  Wenn ich mich recht erinnere, war es selten, dass ein Gemeindemitglied gewählt wurde, das nicht ebenfalls in die Firmvorbereitung eingebunden war.

Ein Grund zu Staunen und Dankbarkeit ist die Erinnerung an die Vorbereitung des Firmgottesdienstes. Der Termin dafür wurde bei den Treffen der Firmbegleiter festgelegt. Immer war dann eine Gruppe von engagierten Jugendlichen aus den Gruppen mit dabei. Meist hatten die sich auch schon vorher Gedanken zum Ablauf gemacht. Zunächst ging es meist um die Auswahl der Lieder – natürlich immer aus unserem Jugendliederbuch. Im Mittelpunkt des Abends stand dann die Suche nach einem Symbol, das die Erfahrungen der Vorbereitungszeit und den Akzent für den Gottesdienst verdeutlichen sollte. Und wir wurden immer wieder fündig. – Bei manchen Symbolen war der Bezug zu Glauben und Firmung sofort erkennbar. Die Öllämpchen nach antikem Vorbild und der Kompass waren ein Zeichen für die Hoffnung auf Licht und Weisung für den zukünftigen Lebensweg. Das bunte Spektrum, das die geschliffenen Glaskörper hervorzauberten, weckte die Dankbarkeit für die Vielfalt des Lebens und die bunte Eigenart der verschiedenen Menschen. Darauf sollte auch das Windrad hinweisen. Als wir es im Gottesdienst mit einem Gebläse in schnelle Umdrehung versetzten, verschmolzen die Farben der bunten Lamellen wirklich zu weiß. Im Anhauch des Geistes fügt sich die Vielfalt der Glaubenden zu Einheit des Volkes Gottes. Immer spielte das Symbol eine Rolle im Ablauf des Gottesdienstes. Einmal gingen die Jugendlichen beim Bußakt am Anfang der Messe nach vorne, nahmen einen der kleinen, mit Sand gefüllten Tonkrüge, gossen den Inhalt auf den Boden der Altarinsel und nahmen den leeren Krug mit auf den Platz. Sie hatten den Wunsch, von der Blockade durch Überflüssiges oder Falsches frei zu werden, um offen zu sein für das Wirken des Geistes. – Das Symbol des Firmgottesdienstes! Was uns im Laufe der Jahre aufging und was zunehmend Staunen und Dankbarkeit hervorrief, war die Tatsache, dass es jedes Jahr ein neues Symbol gab. Eine Wiederholung war sehr selten. Und das lag vor allem an der Phantasie und den Einfällen der Jugendlichen.

 

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